Am Anfang ist die Saat

Rudolf Vögel

http://www.mugv.brandenburg.de

 
Ohne Saat keine Ernte, mit dieser trivialen Aussage ist stärker als es uns im Alltag bewusst
ist, vorgegeben, welche Produkte in unserem Warenkorb geraten. Unerkannt bleibt all das
andere, das zuvor ausgeschlossen wurde. So sind es nur wenige von den Abertausenden
Nutzpflanzen, die in der Wirtschaft  der Weiterzüchtung als wert befunden werden. Die
Kriterien: Mäh- und Dreschfreundlichkeit, Transportfähigkeit, Lagerfähigkeit – es sind ökono-
mische Interessen, die den Takt vorgeben, und so kann es nicht wundern, dass sich Chemie
und Agrarwirtschaft vermählt haben und Industriegiganten das Feld im mehrfachen Sinn des
Wortes bestellen.
 
Nichtsdestotrotz gibt es lebendige Nischen, geschaffen von engagierten Menschen, die die
Vielfalt hochhalten und sich der Pflege dessen widmen, was noch nicht der ökonomischen
Verwertung anheimgefallen oder bereits verschwunden ist (siehe z.B. http://vern.de -
Verein zur Erhaltung und Rekultivierung von Nutzpflanzen in Brandenburg e.V.). Eine ethisch motivierte Beschäftigungsnische - oder ein ahnungsvolles Arche-Noah-Konzept?  
 

Download: Am Anfang ist die Saat 

 

Erzeugung in der Solidargemeinschaft

Dr. Christine Rüther

roteruebe@kommune-niederkaufungen.de

 
Wer sich nicht in die Rolle eines industriell tätigen Erzeugers von Nahrungsmitteln hinein-
drängen lassen sondern Landwirt sein will, hat es schwer. Der harte Preiswettbewerb
durch die Massenproduktion, Konzentrationsprozesse in der Wertschöpfungskette, Des-
interesse vieler Verbraucher und das Einzelkämpferlos - es kann nicht verwundern, dass
inzwischen Landwirte eigentlich auf die Liste der gefährdeten Arten gehören.
 
Wäre da nicht eine Gegenbewegung: die Solidarische Landwirtschaft. Im Zusammenschluss
mit Verbrauchern werden marktbeherrschende Handelsketten mit ihren Preisdiktaten
ausgeschaltet, Vertrauen und Transparenz treten an die Stelle des seelenlosen ökono-
mischen Kalküls. Und es funktioniert!
 

Download: Solidarische Landwirtschaft

ZERI für Zero: Kreislaufwachstum

Markus Haastert

m.haastert@zeri-germany.de
www.zeri-germany.de

 

Zuweilen wird den Eskimos die Mitgliedschaft zum Homo sapiens abgesprochen. Und doch
sind sie seit Menschengedenken den Hochmütigen der Gattung um etwas Wesentliches
voraus. Wenn sie einen Wal gefangen haben, wird alles, aber auch alles verwertet und
wiederverwertet - so wie die Natur es in ihren Kreisläufen vorexerziert.
 
Inzwischen keimt Lernbereitschaft auf und Vereinigungen wie ZERI, neuerdings Blue
Economy, setzen auf Zero: Nichts soll verloren gehen, das gilt auch und gerade bei der
Nahrungsproduktion (und beim Verbrauch, letzterer ist in jüngster Zeit in Verruf geraten).
 
Wie im Biotop des Aquariums wird es einer Mindestgröße bedürfen, bis derartige Kreisläufe
stabil und damit dauerhaft wirksam sein werden. Umso wichtiger, sich auf den Weg zu
machen und zu überzeugen.
 

Im Mainstream angekommen? Supermärkte als Abnehmer regionaler Erzeugung

Dr. Gerd Lehmann

kontakt@proagro.de

www.proagro.de

 

Mit dem Rinderwahn hatte es angefangen und seitdem bringt der Nahrungsmittelsektor
in annähernd jährlichem Turnus einen Skandal hervor. Das Vertrauen zu den Nahrungs-
mitteln ist für viele Verbraucher nicht mehr selbstverständlich. Woher stammen die
Produkte, was geschieht auf den langen Transportwegen, wie überhaupt kann Gammel-
fleisch auf den Markt kommen? Man besinnt sich wieder der Region als Erzeuger und
Anbieter von Lebensmitteln.
 
Doch wie steht es mit der gesicherten Versorgung? Die marktbeherrschenden Supermärkte
legen Wert auf regelmäßige Anlieferung von Produkten konstanter Qualität. Und wer
gewährleistet Qualitätsstandards? Denn Nähe allein schützt nicht vor Missbrauch.

  

Mit dem Verband pro agro ist in Brandenburg eine Institution ins Leben gerufen worden,
die sich als Mittler zwischen den Interessen der Erzeuger, der Händler und der Verbraucher
versteht und offenbar bereits einiges darin erreicht hat, die Skepsis der großen Handels-
ketten zu überwinden und regionale Produkte in die Regale zu bringen.
 
Gewiss ein Punktsieg für die Regionalität. Die Frage, wie sich die Qualitätsstandards der
Supermarktketten im Lichte von ökologischen und Nachhaltigkeitserwägungen darstellen,
steht allerdings noch im Raum.
   

Wer schafft das schon allein? "Land-Hilfe", die sich rechnet

Thomas Hartmann
 
Solidargemeinschaften zwischen Erzeugern und Verbrauchern bieten Landwirten Möglich-
keiten, sich ein Stück weit von den Abhängigkeiten der Märkte freizumachen und das
schmale Angebot des Kleinbetriebes zu erweitern. Stets bleibt jedoch der Landwirt
mit seiner eigenen Arbeitskraft gefordert und muss auf die Bereitschaft anderer hoffen.
 
In Frankreich wird nun seit Jahren ein Konzept verwirklicht, nach dem sich mehrere Land-
wirte fest angestellte Fachkräfte teilen, um zu vertretbaren Kosten Fachkräfte, die sie
alleine nicht auslasten können, durch sichere Arbeitsverhältnisse zu binden und zudem
Beschäftigung zu realisieren, die aufgrund des begrenzten Zeitbudgets der Landwirte liegen
bleiben müsste und damit nicht zu den Erlösen beitragen könnte. Ist das auch in Deutsch-
land möglich?
 

Der Quadratgarten - Wider den Unsinn der Monokulturen

 

Marko Heckel

MHeck@web.de

 

Größe senkt die Stückkosten, und so unterliegt die Landwirtschaft, die Usancen der
Industrie nachahmend, dem verhängnisvollen Drang nach Monokulturen. Dem ökono-
mischen Vorteil werden biologische Diversität und nachhaltige Bodenpflege geopfert.
 
Wie bei geeigneten Voraussetzungen des Bodens auf kleinstem Raum gärtnerische Misch-
kulturen fruchtbar sein können, zeigt der "Quadratgarten". Auf dem Balkon für den Eigen-
bedarf nutzbar, kann auf diese Weise jeder dem Wasserimport aus Spanien in Gestalt von
Erdbeeren und Tomaten die rote Karte zeigen.
 

Download: Der Quadratgarten - Wider den Unsinn der Monokulturen

 

Transition Town: Das Dorf in der Stadt?

Denis Blümel
denis_bluemel@posteo.de
 
Bereits Karl Marx ordnete das Verhältnis Stadt - Land den drei "natürlichen Arbeitstei-
lungen" zu. (Die anderen sind Mann/Frau und jung/alt.) Seit einigen Jahrzehnten
haben nun weite Kreise der Landwirtschaft zielstrebig daran gearbeitet, den "Stallgeruch"
loszuwerden und sich ein Industrie-Image zuzulegen.
 
Zum Schaden der Sache. Nähe, Qualität und Vertrauen haben unter dieser Entwicklungen
gelitten, vom Boden und der biologischen Diversität ganz zu schweigen. Nun aber geschieht
Erstaunliches. In den Metropolen brechen neue zarte Triebe hervor - Transitionspfade
werden gesucht, die Erzeugungs- und Betrachtungsweise tradierten bäuerlichen und gärt-
nerischen Wirtschaftens im pfleglichen Umgang mit den Ressourcen in der Stadt heimisch
zu machen. 
 
Ein liebenswerter Spleen oder auch Ausdruck von Wünschen, die sich bald einem neuen
Objekt der Begierde zuwenden - oder die bemerkenswerte Option einer Zukunft nach dem
drohenden Peak Oil?
 

Hof Desmercierces: Direktvermarktung

Ingwer Petersen

info@hof-desmercieres.de

 
Wie kann ein landwirtschaftlicher Familienbetrieb unter den heutigen Verhältnissen
bestehen? Die Familie Petersen auf dem Hof Desmercierces hat sich Nischen gesucht,
in den sie sich mit ihren Produkten dem Supermarkt-Wettbewerb ein Stück weit entziehen
 kann: durch Qualität und Direktvermarktung. Vor allem für Spargel nehmen Verbraucher
Wege in Kauf. Doch man muss ihnen auch entgegenkommen. Daher wird im Umland über
Stände verkauft. Nicht nur Spargel, sonder auch auch Erdbeeren, die noch im Boden
wachsen, finden dankbare Abnehmer. Neben weiteren Gütern - Kirschen, Kartoffeln,
Getreide - sind diese beiden Produkte die Haupteinnahmequellen. Die zusätzlichen Wind-
krafterlöse aus den Beteiligungen an Bürgerparks sind dann ein hoch willkommenes Zubrot.

 

Download: Hof Desmercierces: Direktvermarktung