An den eigenen Haaren... Ein Dorf entwickelt sich selbst

Thomas Zschornak

gemeinde@nebelschuetz.de
http://www.nebelschuetz.de


Nebelschütz liegt mit 440 Bewohnern im Sorbenland, westlich der Oder, und die Menschen sprechen
noch ihre eigene Sprache und leben ihr traditionelles Brauchtum. Vielleicht liegt es am ausgeprägten Verbundenheitsgefühl, dass schon früh, kurz nach der Wende, die ersten sich an daran machten,
nicht (nur) die Manna aus dem goldenen Westen zu vertrauen, sondern das Schicksal in die eigenen
Hände zu nehmen und, sorgsam alte Steine und Holzbalken verwertend, ihr Dorf von den grauen
Schleiern der Vergangenheit zu befreien.
 
Heute ist Nebelschütz ein lebendiger Ort im besten Gewand, viele haben dabei selbst Hand anlegt.
Ein reges Vereinsleben, Kulturveranstaltungen mit internationaler Teilnehmerschaft und unter
anderem ein Blumenladen und ein Friseur, schließlich ein steter Zuzug, dem kaum rasch genug
Bauflächen bereitgestellt werden können - als dies sind Zeugnisse, dass die Anstrengungen nicht
vergebens waren. Daher kann es nicht wundern, dass man auch in der Eigenversorgung mit Energie
gut vorangekommen ist. Zudem dürfte Nebelschütz eines der wenigen Dörfer in Deutschland sein,
auf dessen Boden mehr Arbeitsplätze angeboten werden, als aus dem Ort selbst nachgefragt werden.
 

Wie wir wirklich leben wollen: Tollense Lebenspark

Christoph Wallner

christoph.wallner@tollense-lebenspark.de

www.tollense-lebenspark.de

 
Bisher haben sich 40 Menschen zusammengefunden, um am Tollensesee ein "neues Mitein-
ander" zu leben. Eigenverantwortung, Solidarität und Eigenversorgung sind gemeinsam
geteilte Grundsätze, die den Alltag im Lebenspark orientieren. Man teilt die Arbeit im
Veranstaltungs- und Seminarzentrum, zur Selbstversorgung mit Wärmeenergie am Holz-
schnitzelheizwerk und in der eigenen Gärtnerei wie auch das Einkommen. Gleichzeitig
versteht sich die Gemeinschaft als offen und pflegt die regionale und internationale
Vernetzung.
 
Mit über 500 Hektar am Tollensesee gelegen bietet das bewaldete Gelände eine Lebens-
qualität und Ruhe, die wohl selten anderenorts erreicht werden kann. Doch das fordert
auch seinen Preis und so ist der Lebenspark keine der realen Welt entzogene Idylle, sondern
unterliegt den ökonomischen Notwendigkeiten. So ist man nicht weltfremd, will aber in
dieser Welt anders leben.

 

Scheune Bollewick - Ein Zentrum lokaler Wiederbelebung

Bertold Meyer

b.meyer@fane-mv-ev.de

http://www.scheune-bollewick.de

 

Was macht man nach der Wende mit der größten Feldsteinscheune Deutschlands (120m), in der
einst Hunderte Kühe tagaus tagein Milch produzierten, ohne je das Feld zu sehen? Die
Bollewicker haben sich eine ungewöhnliche Lösung einfallen lassen: eine zweistöckige Mall mit
Läden, die regionale und biologische Produkte anbieten, die gleichzeitig eine Stätte kultureller
Begegnung ist und Gastronomie sowie ein Hotel beherbergt. Bollewick ist dank der neu belebten
Scheune zu einem Magneten geworden, der bis nach Berlin ausstrahlt.
 
Weitere regionalwirtschaftliche Aktivitäten treten hinzu, so eine bundesweit liefernde Bio-Fleischerei,
die ihre Lieferanten im Umland gefunden hat. Biogasanlagen zur Verwertung von Gülle und Baum-
schnitt tragen zur Selbstversorgung mit Energie bei. Neuansiedlung findet statt. Das kann man
schaffen, wenn man die eigene Lethargie überwindet und konsequent vorhandene Ressourcen nutzt.