Vorrang der Balancen vor dem Wachstum

In der klassischen Wirtschaftstheorie von Adam Smith und David Ricardo konnte es wegen
des begrenzenden Faktors Boden lediglich ein endliches Wachstum geben. Anscheinend
unaufhörliche technische Innovationen ab dem 19. Jahrhundert  erzeugten in der Ökonomie
die berauschende Vorstellung unendlichen Wachstums. Wozu eigentlich, wenn doch bereits
Mitte des 20. Jahrhunderts die Produktivität und quantitative Leistungsfähigkeit der
Industrie aus dem Zustand der Knappheit (die erst die Ökonomie als Wissenschaft
begründete) hinaus und in die Sättigung  geführt hatte?

 

Jedoch treibt das Begehr, sich von anderen durch ein "Mehr" zu unterscheiden, bestimmte
 Menschen, einem fortgesetzten Wachstum zu huldigen, dafür haben sie die Welt zum
Pfand genommen.  Dieses "Mehr" wird allerdings unausweichlich auf Kosten der folgen-
den Generationen erkauft, so Niklas Luhmann, und wird zwangsläufig in gesellschaftliche
Konfliktlagen führen. Die am wenigsten vom heutigen Wachstum profitieren, sind künftig
diejenigen, die am heftigsten durch den Ressourcenmissbrauch leiden werden.

 

Balancen müssen im zweifachen Sinn erreicht werden: eine Entnahme von Ressourcen aus
der Natur in einem Umfang, der Nachhaltigkeit gewährleistet, und eine Verteilung der
Früchte der Wertschöpfung  nach Maßgabe der Gerechtigkeit und einem humanen
Verständnis, das jedem Teilhabe sichert.

 

siehe Die Sinnkrise der Ökonomie