Was braucht der Mensch?

Und wie kann er es sich auf eine seinem Menschsein gemäße Weise beschaffen? Auf den
Kern herunter gebrochen, sind dies die Fragen, die den Regionalen Aufbruch beschäftigen.
Die Antwort darauf kann sehr aufwändig ausfallen, sollen alle Aspekte unserer Existenz und
der Durchsetzbarkeit guter Lösungen berücksichtigt werden.
Sie ist andererseits einfach, wenn man sich einen Grundsatz vor Augen führt. Es ist das
Subsidiaritätsprinzip: Was wir selbst können, tun wir selbst! Dabei steckt übrigens im
Wir bereits das Gemeinschaftliche.
Worum könnte es gehen? Gewiss das, was unsere Grundbedürfnisse betrifft: Also Ernährung,
Wasser, Energie - und das Wohnen. Natürlich auch Kleidung und anderes mehr, doch die
erstgenannten stellen die großen Herausforderungen dar. Was ist heutzutage möglich?
Nur in einem Raum, den wir überschauen und in dem wir handeln können. Das ist das
Lokale und Regionale. Daher Regionaler Aufbruch - Nomen est Omen.
In den vorangegangenen Jahren haben wir uns mit der Ernährung und der Energie ausein-
ander gesetzt., dies unter dem Aspekt, was sich davon in dem Bereich tun lässt, den sich
überschauen lässt und auf den wir einwirken können. Dieses Mal haben wir uns das Wohnen
zum Thema genommen. Ein Wohnen, das mehr ist als das morgendliche Verlassen und
abendliche Betreten einer Schlafhöhle. Ein Wohnen, in dem soziale Zusammenhänge
wiederbelebt werden, die inzwischen verloren gegangen sind. Und auch ein Wohnen,
das Arbeiten und Leben in ein organisches Verhältnis zusammenführen kann.
Lässt man sich auf dieses Thema ein, wird offenbar, dass sich inzwischen viel mehr Menschen
damit beschäftigen, als dies wohl noch vor 20 oder 30 Jahren der Fall gewesen war. Aber
es teilt sich zuweilen auch mit, dass manches auch schwieriger geworden ist.
Die Ökonomisierung drängt sich inzwischen in alle Lebensbereiche ein und unterwirft sie
den Marktgesetzen - Bereiche die vormals nach anderen Prioritäten - Soziale und
Kulturelle - gestaltet waren.
Also ein Spannungsfeld und wir werden in den heutigen Beiträgen gewiss einiges davon
erfahren. Wir werden natürlich auch erfahren, dass Wohnen nicht gleich Wohnen ist.
Die Verhältnisse auf dem Land sind in wesentlichen Dingen deutlich von denen in der
Stadt unterschieden.
So ist der Faktor Boden auf dem Land gewöhnlich ein geringes Problem, in der Stadt
hingegen ein großes. Andererseits bietet die Stadt in ihrer Verdichtung einen leichten
Zugriff auf Dienstleistungen, was auf dem Land ein großes Problem geworden ist. Um dies
an einem Beispiel zu verdeutlichen. In vier Landkreisen Niedersachsens wurde in den
Kommunen in einer Langzeitstudie die Versorgungsqualität im Grundbedürfnisbereich
untersucht, das heißt, Einkaufsmöglichkeiten in Fußreichweite. Im Jahr 1970 war dies noch
in 90 % der Kommunen der Fall. Im Jahr 2010, also binnen 40 Jahren, sind nur noch 10 % der
Kommunen versorgt. Im Bildungsangebot sieht es ähnlich aus.
Wir haben diesen Unterschieden in unserem Programm Rechnung getragen und wir konnten
Referentinnen und Referenten, die sich teilweise bereits seit Jahrzehnten mit diesen Fragen
beschäftigen. Freuen Sie sich also mit mir auf interessante und ergebnisreiche Einblicke
und Einsichten.